Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung und hat somit ihren Ursprung meist im Darm, wo der Großteil unseres Immunsystems sitzt. Allein aus diesem Grunde sollten wir dem Darm und vor allem auch unserer Ernährung deutlich mehr Beachtung schenken.
„Eine schlechte Verdauung ist die Wurzel allen Übels“ war dem griechischem Arzt Hippokrates bereits im Altertum klar und diese Feststellung gilt auch noch heute vor allem für Hashimoto-Betroffene.
Denn wenn man ehrlich ist, haben wir Menschen mit dieser Autoimmunerkrankung sehr häufig verschiedenste Probleme mit dem Darm und der Verdauung, nur reden wir nie oder nur sehr ungerne und selten darüber. Meiner Meinung nach ist das ein fataler Fehler.
Aus diesem Grund werde ich hier nach und nach verschiedene Beiträge und Rezepte zu den Themen Ernährung, Unverträglichkeiten und Darmgesundheit veröffentlichen, welche Sie weiter unten nach dem Haupttext finden.
Aber zunächst noch ein paar knappe Infos dazu, weshalb die Ernährung bei Hashimoto-Thyreoiditis und dein Darm so entscheidend sind, wenn es darum geht deine Symptome in den Griff zu bekommen und den Autoimmunprozess zum Stillstand zu bewegen.
Die Aufgaben der Darmflora sind sehr vielfältig und überaus wichtig für den gesamten Organismus
Die Darmflora, das sogenannte Mikrobiom, besteht aus mindestens 500 verschiedenen Bakterienarten, welche einen Teil des Immunsystems darstellen, da sie Angreifer in Form von Viren, Pilzen und Bakterien bekämpfen, aber auch produzieren sie Botenstoffe, welche die Art und Weise, wie unser Körper und die Immunzellen auf Angriffe von außen reagiert, beeinflussen.
Zudem produzieren sie Vitamine wie B2, B6, B12 und Enzyme, welche nicht nur dem gesamten Körper zu Gute kommen, sondern auch die überaus wichtige Darmschleimhaut (Darmepithelschicht) mit wichtigen Nährstoffen versorgen und so dauerhaft intakt halten.
Bis zu 100 Billionen! Darmbakterien sorgen auch für die Verdauung unserer Nahrung und sind dabei absolut essentielle Helfer, wenn man bedenkt, dass die Leber und Bauchspeicheldrüse „nur“ 17 verschiedene Enzyme bereitstellt, um die zugeführte Nahrung zu zersetzen und Darmbakterien hingegen bis zu 200 verschiedene Enzyme für diesen Prozess bereitstellen.
So kann man sich schnell vorstellen, dass eine gestörte Darmflora bzw. eine verminderte Anzahl an Darmbakterien, den gesamten Verdauungsapparat ins Wanken bringt und dadurch auch für viele Probleme im gesamten Organismus sorgt.
Alleine eine träge Verdauung oder Verstopfung belastet aufgrund der Rückaufnahme der teilzersetzten Nahrungsbestandteile die Leber in einem hohen Maße, sodass alleine dies zu einer dauerhaften Müdigkeit führen kann.
Eine falsche Ernährung führt zu einer durchlässigen Darmschleimhaut und Entzündungen im gesamten Körper
Der gesamte Darm ist mit einer Epithelzellschicht ausgekleidet, welche eine äußerst wichtige Schleimhautbarriere zwischen dem keimlastigen Darm (Kot, Bakterien, Nahrungsreste) und dem Rest des Körpers bildet.

Diese Barriere besteht aus den sogenannten „Tight Junctions“, welche allerdings keine feste und durchgängige Oberfläche aufweist.
Man kann sich die Oberfläche der Epithelzellschicht wie die Borsten einer Bürste vergleichen. Diese „Borsten“ stehen eng an eng aneinander….zumindest im Optimalfall.
Weizen, verarbeitete, zuckerreiche Nahrungsmittel, Stress, Medikamente wie Ibuprofen und vor allem Gliadin (Gluten) sorgen dafür, dass unser Körper verstärkt das Protein Zonulin bildet. Zonulin sorgt dafür, dass eine erhöhte Durchlässigkeit der „Tight Junctions“ erfolgt.
Die „Borsten“ rücken weiter auseinander, der Darm wird durchlässig und Nahrungsmittelbestandteile, Bakterien und Antigene können in den Blutkreislauf gelangen. Diese werden dann sofort vom Immunsystem registriert und auch attackiert, was wiederum zu erhöhten Autoimmunprozessen, Nahrungemittelunverträglichkeiten und Entzündungen im gesamten Körper führt.
Entzündungen im Darm führen zu Leaky Gut und dadurch zur Nährstoffverarmung
Die unbeachteten Unverträglichkeiten und gesteigerten Autoimmunprozesse würden schon für eine Hashimoto-Thyreoiditis oder andere Autoimmunerkrankungen ausreichen, aber es wird leider noch schlimmer.
Aufgrund der stetig steigenden Anzahl an Entzündungen im Dünndarm, sinkt die Aufnahme von Nährstoffen beträchtlich. Dadurch wird wiederum die Darmepithelschicht nicht mehr ausreichend mit wichtigen Nährstoffen versorgt, wird weiter immer durchlässiger und sorgt für noch mehr Entzündungen. Ein Teufelskreis beginnt.
Eine dauerhafte Nährstoffverarmung führt zwangsläufig zu Schilddrüsenproblemen
Verschiedene Nährstoffe sind für die reibungslose Funktion der Schilddrüse unverzichtbar. Aber auch damit die Nebennieren, die Leber, der Darm und auch das Immunsystem ihre Arbeit verrichten können, kann der Körper auf verschieden Nährstoffe über eine längere Distanz nicht verzichten.
Dazu gehören unter anderem Jod, Zink, Selen, Eisen, Magnesium, Tyrosin, Glutamin und Vitamin B12. Somit wirkt eine Nährstoffverarmung teilweise direkt auf die Schilddrüse und teilweise auch indirekt über die aufkommende Trägheit abhängiger Organe und endokrinen Drüsen.
Fehlen die genannten Nährstoffe im Körper, leidet die Schilddrüse und reguliert ihre Hormonproduktion nach unten hin, was zwangsläufig wiederum zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt.
Eine Schilddrüsenunterfunktion führt auch selbst zur schlechten Nährstoffgewinnung
Zu guter Letzt schließt sich der Teufelskreis auf ein Neues, denn die Schilddrüsenunterfunktion, welche bei einer Hashimoto-Thyreoiditis nun mal zwangsläufig entsteht, sorgt leider auch dafür, das der Organismus Probleme damit hat, Nährstoffe aus der zugeführten Nahrung aufzunehmen.
Zum einen sorgt eine Schilddrüsenunterfunktion für einen deutlich verlangsamten Stoffwechsel, welcher auch zu einer sehr langsamen und schlechten Verdauung führt.
Zum anderen werden bei einer Schilddrüsenunterfunktion deutlich weniger Verdauungsenzyme in Leber und Bauchspeicheldrüse gebildet, welche der Zersetzung und letztendlich der Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung dienen sollten.
Fazit
Wie Sie nun vielleicht erkannt haben, kann der Organismus allein aufgrund von falscher Ernährung in eine tückische Endlosschleife geraten, welche ihn dauerhaft belastet und somit zwangsläufig zu diversen Erkrankungen führt.
Hormone, Nahrungsergänzungen und Vitamine helfen augenscheinlich bei der Hashimoto-Thyreoiditis, allerdings meist nur kurzfristig, weshalb sie kein Ausweg auf Dauer sind. Wir müssen verstehen, dass eine angepasste, vollwertige und vernünftige Ernährung der Schlüssel für die meisten Probleme im Bezug auf Autoimmunerkrankungen ist.
Wir können Hormone einnehmen soviel wir wollen. Die Nebennieren mit verschiedensten Mitteln unterstützen. Auf Ärzte schimpfen, weil sie uns nicht helfen können. Nichts davon wird uns dauerhaft helfen können. Eine saubere, allergenarme, kohlenhydratarme und vor allem gluten- und zuckerfreie Diät hingegen schon!
Deshalb sollten Sie Ihren Essensplan ab sofort neu definieren und alle verbotenen Lebensmittel über Bord werfen, um wieder mehr Energie zu gewinnen, gesünder zu werden, Darmbeschwerden loszuwerden und nebenbei auch noch aufgrund der besseren Ernährung einige Pfunde abzunehmen.
Eine konsequente Ernährungsumstellung ist die wichtigste Maßnahme gegen die Hashimoto-Thyreoiditis und für ein besseres Leben. Ich persönlich finde, da spricht nicht wirklich viel dagegen!
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Quellenangaben
Bildquellen:
- Titelbild: © Poligoone – Fotolia.com
- Leaky Gut Skizze: © Michael Ayed | Hashimoto-Info.de
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ist seit 2008 selbst von der Hashimoto-Thyreoiditis betroffen und hat seither einen schweren Leidensweg hinter sich gebracht, um 2019 endlich eine deutliche Besserung seines gesundheitlichen Zustandes erfahren zu können.
Er betreibt seit mehr als 13 Jahren intensive Recherchen zum Thema Hashimoto-Thyreoiditis und schreibt hier die gesammelten Informationen und Erfahrungen für Betroffene verständlich nieder.