Vitamin D bei Hashimoto-Thyreoiditis – Eine sinnvolle Ergänzung

Die Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis muss nicht immer die Folge des Leaky gut Syndroms oder von Virusinfektionen und hormonellen Veränderungen sein. Nicht selten liegt die chronische Schilddrüsenentzündung auch an einem ausgeprägten Vitamin D-Mangel, bei welchem dem Körper das wichtige Vitamin D fehlt. Es wird also für alle Betroffenen unumgänglich sein, den Vitamin D-Gehalt feststellen zu lassen, um bei Bedarf gegensteuern zu können.

Was ist das Besondere am Vitamin D?

Das Vitamin D3, welches grundsätzlich erst das Vitamin D benötigt, um überhaupt in seiner Form existent werden zu können, ist eigentlich gar kein Vitamin im herkömmlichen Sinne. Denn dieses Sonnenvitamin ist korrekter Weise ein Pro-Hormon, welches die Vorstufe zu einem Hormon bildet.

Die Besonderheit von Vitamin D besteht darin, dass wir es zwar nicht in unserem Körper vorrätig haben, es aber durch Verstoffwechselung von unserem Organismus selbst gebildet werden kann. Jedoch geschieht das nicht einfach so, sondern nach einem strikten Fahrplan, wenn man so will.

  1. Im ersten Schritt wird aus dem Fettmolekül Cholesterin in der Leber das Provitamin 7, das Dehydrocholesterol gebildet.
  2. Dieses Provitamin wird im zweiten Schritt in unsere Hautzellen transportiert und dort eingelagert.
  3. Nun braucht es die direkte Sonneneinstrahlung auf unserer Haut, um daraus das Vitamin D3 entstehen zu lassen. Es findet also eine Photosynthese statt.
  4. Im nächsten Schritt und bei Erwärmung unserer Haut durch die Sonne, wird das Vitamin D3, welches nicht hitzebeständig ist, erneut umgewandelt. Es wird jetzt zu Cholecalciferol, also zu seiner eigenen Vorstufe.
  5. Zum Schluss wird das Vitamin D3 in seine Frühstufe zurück in die Leber transportiert und dort zum freien Calcidiol umgewandelt und eingelagert.

Hinweis: Je mehr Calcidiol in unserem Körper auf diesem Wege angereichert werden konnte, umso mehr und einfacher lässt sich Vitamin D3 im Blut nachweisen. Zudem ist unser körpereigener Vitamin-D-Speicher sehr viel größer.

Der Wandlungsprozess des Vitamin D3 ist jedoch erst dann endgültig abgeschlossen, wenn das Calcidiol in die Nieren abtransportiert wird. Denn erst dort wird es zu Calcitriol, dem eigentlichen Vitamin D3 Hormon. Das geschieht jedoch nur bei Bedarf, also wenn in unserem Körper gerade nicht genügend dieses Pro-Hormons angereichert ist.

Welche Symptome zeigen sich bei einem Mangel an Vitamin D?

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Forschung immer wieder mit den Auswirkungen von Vitamin D und damit von Vitamin D3 auf den menschlichen Organismus beschäftigt. Es ist längst nachweislich bekannt, dass es für nahezu alle Gewebearten, Organe und den Stoffwechsel benötigt wird. In allen Bereichen wirkt es sich positiv aus. Ein Vitamin-D3-Mangel kann also im Umkehrschluss niemals gut  sein, wie man an den nachfolgenden Symptomen und auch Folgeerkrankungen ersehen kann:

  • Schmerzen, vornehmlich im Knie und im Rücken
  • Schlafstörungen
  • Muskelschwäche und häufige Muskelkrämpfe
  • Anhaltende Müdigkeit
  • Hautprobleme
  • Haarausfall
  • Prämenstruelles Syndrom
  • Häufige Infektionen
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Neben diesen Symptomen ist es mittlerweile nachgewiesen, dass sich aus einem Vitamin-D-Mangel schnell langwierige und schwerwiegende Erkrankungen ableiten lassen:

  • Autoimmunerkrankungen, wie zum Beispiel Hashimoto Thyreoiditis
  • Rheuma
  • Diabetes
  • Krebs
  • Herzinsuffizienz
  • Bluthochdruck
  • Depressionen oder zumindest starke Stimmungsschwankungen
  • psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Demenz, Psychosen und Persönlichkeitsstörungen
  • Erkrankungen des Knochengerüstes und der Nervenzellen, beispielsweise Osteoporose, Tetanie oder auch Epilepsie

Darüber hinaus kann ein Mangel an Vitamin D häufiger dazu führen, dass wir an chronischen Entzündungen sowie an Erkältungen und Infektionen leiden.

Kann Vitamin D bei Hashimoto-Thyreoiditis helfen?

Laut Dr. Berndt Rieger, welcher sich seit Jahren der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis verschrieben hat, berichtet auf seiner Webseite, dass im Grunde jeder Hashimoto-Patient extrem niedrige Vitamin D-Spiegel im Blut aufweist.

Er ist der Meinung, dass die alleinige Gabe von hochdosiertem D in Form von Nahrungsergänzungen bei vielen Patienten ausreiche, um für einen Heilungsschub zu sorgen und die Patienten von der Erkrankung zu befreien. Laut seiner Erfahrung sollen unter Vitamin D-Einnahme die TPO-Antikörper sinken, das Befinden sich deutlich bessern und sich die Form der Schilddrüse im Ultraschall normalisieren.

Auch der Biochemiker und molekularer Biotechnologe Martin Auerswald sieht in einem Vitamin D-Mangel nicht nur ein kleines Problem, sondern ist auch der Meinung, dass ein Mangel an Vitamin D eine Ursache für die Entstehung der Autoimmunerkrankung Hashimoto Thyreoiditis sei.

Der Grund dafür ist, dass Autoimmunerkrankungen im Darm entstehen. Entzündungen und sich schlecht reproduzierende Darmzellen aufgrund von fehlenden Wachstumsfaktoren wie dem Vitamin D, sorgen für einen Leaky Gut und führen letztendlich zu Autoimmunerkrankungen.

Vitamin D hat zum einen stark entzündungshemmende Eigenschaften und zum anderen ist es ein wichtiger Wachstumsfaktor für Darmzellen und sorgt dafür, dass Darmzellen in höherer Anzahl nachwachsen können als dass sie absterben.

Auch sorgt Vitamin D dafür, dass regulatorische T-Zellen und M2-Makrophagen, welche als Immunzellen in der Lage sind Entzündungen zu unterdrücken, aktiv werden und besser wachsen können.

Alles sehr gute Gründe, um einen genaueren Blick auf seine persönlichen Vitamin D-Werte zu werfen.

Infografik: Vitamin D3 bei Hashimoto-Thyreoiditis

Wie lässt sich ein Vitamin D-Mangel ausgleichen?

Man kann den eventuellen Mangel an Vitamin D im Grunde nur ausgleichen, indem man seinen Körper über die Nahrung und dem Aufenthalt in der Sonne mit Vitamin D versorgt. Doch nur wenige Lebensmittel enthalten dieses Vitamin. Makrele, Lachs, Hering und Eigelb sind zum Beispiel gute Vitamin-D-Lieferanten. Aber damit kann man gerade einmal 2 bis 4 Mikrogramm an Vitamin D zuführen.

Der andere Weg wäre der Aufenthalt im Freien und möglichst in der Sonne. Hierzu sollte man wissen, dass auch bei einem wolkenverhangenen Himmel durchaus viel Vitamin D über die Haut aufgenommen werden kann, denn die UV-Strahlung ist zunächst einmal ausschlaggebend.

Alternativ zu diesen beiden natürlichen Wegen gibt es noch die Möglichkeit, entsprechende Vitamin-Präparate als Nahrungsergänzungsmittel zu nutzen, um einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen.

Im Übrigen braucht man keine Angst vor eine Überdosierung zu haben. Denn auf natürlichem Wege ist das praktisch nicht möglich. Nutzten Sie jedoch Vitamin-Präparate, sollten Sie sich unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt absprechen und von ihm die Dosierung festlegen lassen.

Wie viel Vitamin D sollte man täglich zuführen?

In Deutschland gilt aktuell noch eine empfohlene Höchstgrenze von 800 IE/Tag (20µg) für Menschen zwischen 10 und 70 Jahren. Diese Höchstgrenze ist allerdings sehr niedrig angesetzt und führt häufig nicht zu den gewünschten Ergebnissen.

In den USA liegt die Höchstgrenze für die Tagesdosis Vitamin D bei 4000 IE (100µg) pro Tag. Diese Dosierung lässt, über Monate hinweg täglich eingenommen,  die Vitamin D-Konzentration im Blut wie gewünscht ansteigen und die erwähnten Symptome lindern.

Wann liegt ein Vitamin D-Mangel vor?

Ein optimaler Vitamin-D-Spiegel liegt bei 25-OH-Vitamin-D-Spiegeln zwischen 30 – 50 µg/l vor. Einen genauen Überblick über die Versorgung veranschaulicht folgende Tabelle:

< 5schwerster Vitamin-D-Mangel
5 – 10schwerer Vitamin-D-Mangel
10 – 20Vitamin-D-Mangel
20 – 30unterer Normalbereich
30 – 50optimaler Vitamin-D-Spiegel
50 – 70obere Norm, nur durch Substitution erreichbar
70 – 150überdosierte Substitution
> 150Vitamin-D-Intoxikation
Klassifizierung der Vitamin-D-Versorgung für 25-OH-Vitamin D in µg/l

Hinweis: Der Besuch im Solarium kann zwar eine Alternative sein, wenn es vor allem in der kalten Jahreszeit nicht so viele Sonnenstunden gibt, die Sie nutzen könnten. Allerdings reicht das nur, wenn bei der Sonnenbank das gesamte Spektrum an ultraviolettem Licht zur Verfügung steht. Gibt es indes nur die UV-A-Strahlen, kann die Vitamin-D3-Synthese nicht angestoßen werden.

Fazit

Vitamin D ist wohl das wichtigste Vitamin überhaupt, welches der Körper braucht, um gut zu funktionieren. Neben diversen anderen Auswirkungen auf unseren menschlichen Organismus ist ein Mangel an Vitamin D durchaus eine der Hauptursachen, warum jemand eine Autoimmunkrankheit wie Hashimoto Thyreoiditis entwickelt. Von daher sollten Sie immer darauf achten, dass der Vitamin D Gehalt in Ihrem Blut niemals zu weit absinkt und stattdessen regelmäßig das Sonnenhormon nachtanken.

Quellenangaben
Bildquellen:
  • Titelbild: © Janina Dierks – stock.adobe.com
  • Infografik: © Алёна Игдеева – stock.adobe.com
Textquellen:
  • Hollick MF: Vitamin D Deficiency. N Engl J Med 2007;357:266-281.
  • Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung. Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, 2008
  • Chapuy MC et al.: Prevalence of vitamin D insufficiency in an adult normal population. Osteoporos Int1997;7:439-443.
  • EFSA Panel on Dietetic Products NaAN. Scientific opinion on the tolerable upper intake level of vitamin D, 2012
  • Tangpricha V et al. Tanning is associated with optimal vitamin D status (serum 25-hydroxyvitamin D concentration) and higher bone mineral density. Am J Clin Nutr 2004;80:1645-1649.
  • Holick MF, et al. Evaluation, treatment, and prevention of vitamin D deficiency: an Endocrine Society clinical practice guideline, 2011
  • Bakr HG, et al. Relevance of 25 (OH) vitamin D deficiency on Hashimoto’s thyroiditis, 2017
  • Nalbant A, et al. Association of vitamin D insufficiency/deficiency with thyroid artery Doppler ultrasonography in patients with Hashimoto thyroiditis, 2017
  • Rieger B, Hashimoto und Vitamin D, August 2018
  • www.medumio.de/warum-vitamin-d-mangel-bei-hashimoto/

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