Das Wichtigste in Kürze
- Gezielte Unterstützung, kein Heilmittel: Richtig angewendet, ist die Sauna eine wirksame Ergänzung bei Hashimoto-Thyreoiditis, um chronische Entzündungen zu senken, die Stressachse (HPA-Achse) zu regulieren und Schmerzen zu lindern. Sie ist eine unterstützende Maßnahme, kein Ersatz für die ärztliche Therapie.
- Infrarotsauna ist oft die bessere Wahl: Mit niedrigeren Temperaturen (45–60 °C) und Tiefenwärme ist die Infrarotsauna für viele Betroffene schonender und verträglicher als die klassische finnische Sauna (70-90 °C). Sie ist die ideale Einstiegsvariante, um den Körper nicht zu überfordern.
- Fokus auf Leber & Nebennieren: Die positiven Effekte gehen über die Schilddrüse hinaus. Durch gezielte Stressreduktion und verbesserte Durchblutung entlastet die Sauna indirekt die Leber (entscheidend für die Hormonumwandlung T4→T3) und unterstützt die Regeneration der oft überlasteten Nebennieren.
- Regel Nr. 1: Langsam und achtsam starten: Der Schlüssel zum Erfolg liegt im sanften Einstieg. Beginnen Sie mit sehr kurzen Sitzungen von nur 5–10 Minuten bei niedriger Temperatur und beobachten Sie die Reaktion Ihres Körpers über die nächsten 24 Stunden genau, bevor Sie die Dauer langsam steigern.
- Sicherheit hat absolute Priorität: Bei einer instabilen Stoffwechsellage, bekannten Herz-Kreislauf-Beschwerden, ausgeprägter Erschöpfung oder während eines akuten Krankheitsschubs ist eine ärztliche Rücksprache vor dem ersten Saunagang unerlässlich.
Kennst du das Gefühl, dass trotz der Einnahme von Schilddrüsenhormonen irgendetwas nicht stimmt? Die ständige Erschöpfung, der Nebel im Kopf, die Muskelschmerzen oder das unaufhörliche Frieren sind für viele Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis eine zermürbende Realität. Oft liegt das daran, dass die eigentlichen Treiber der Erkrankung – ein fehlgeleitetes Immunsystem und chronische Entzündungen – durch die reine Hormongabe nicht adressiert werden.
Was wäre, wenn es ein Werkzeug gäbe, das genau hier ansetzt? Ein Werkzeug, das nicht nur entspannend wirkt, sondern tief in deine Physiologie eingreift, um Entzündungen zu beruhigen, dein Stresssystem zu regulieren und deinen Körper bei der Entgiftung zu unterstützen?
Dieser Artikel führt dich in die Welt der Sauna als therapeutisches Mittel bei Hashimoto ein. Wir gehen weit über die üblichen Wellness-Tipps hinaus und beleuchten fundiert, was Hitzetherapie wirklich kann.
Du erfährst, warum gerade die oft übersehene Leber und deine Stressachse (HPA-Achse/Nebennieren) so entscheidend sind und wie du sie mit der Sauna gezielt unterstützen kannst. Das Ziel ist ein sicherer, wirksamer und praxistauglicher Fahrplan, der dir hilft, die Sauna als kraftvollen Baustein für dein Wohlbefinden zu nutzen und deinen Weg aktiv mitzugestalten.
Die Grundlagen verstehen – Hashimoto im Fokus
Um zu verstehen, warum die Sauna für dich so ein wertvolles Werkzeug sein kann, müssen wir zuerst einen Blick unter die Motorhaube deiner Erkrankung werfen. Es geht darum zu erkennen, dass Hashimoto weit mehr ist als ein reines Schilddrüsenproblem. Wenn du die Kernmechanismen kennst, wird dir sofort klar, an welchen Stellschrauben die Hitzetherapie ansetzt, um dein Wohlbefinden zu verbessern.
Mehr als nur eine Schilddrüsenerkrankung
Die wichtigste Erkenntnis zuerst: Hashimoto ist keine Erkrankung deiner Schilddrüse, sondern eine Erkrankung deines Immunsystems. Dein Immunsystem, das dich eigentlich vor fremden Eindringlingen schützen soll, hat einen Fehler gemacht: Es identifiziert das Gewebe deiner Schilddrüse als Feind und greift es an. Dieser Angriff löst eine chronische Entzündung aus, die das Organ langsam schädigt und zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt.
Genau deshalb fühlst du dich oft auch dann nicht hundertprozentig fit, wenn deine Schilddrüsenwerte durch Medikamente bereits im „Normbereich“ liegen. Die Symptome, die dich wirklich belasten – die lähmende Erschöpfung (Fatigue), der „Nebel“ im Kopf, die Kälteintoleranz, die Muskel- und Gelenkschmerzen oder die Stimmungsschwankungen – sind häufig direkte Folgen des autoimmunen Geschehens und der damit verbundenen Entzündung im ganzen Körper.
Das Kernproblem: Chronische Entzündung und fehlgeleitete Immunantwort
Der eigentliche Treiber deiner Symptome ist eine dauerhafte, unterschwellige Entzündung im Körper, auch „low-grade-Inflammation“ genannt. Stell es dir wie ein leise vor sich hin schwelendes Feuer vor. Dieses Feuer wird von deinem fehlgeleiteten Immunsystem durch die Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen (sogenannten Zytokinen) ständig am Leben gehalten. Diese Zytokine signalisieren deinem Körper permanent eine Art „Krankheitszustand“, was erklärt, warum du dich oft abgeschlagen und schmerzerfüllt fühlst.
Diese ständige Entzündung ist purer Stress für deinen Organismus und steht in einer direkten Wechselwirkung mit deiner Stressachse (der HPA-Achse, die wir uns später noch genauer ansehen). Es entsteht ein Teufelskreis: Die Entzündung stresst deinen Körper, und der Stress kann wiederum die Entzündung befeuern. Dieses Ungleichgewicht beeinträchtigt auch dein vegetatives Nervensystem, das unter anderem für die Steuerung deiner Körpertemperatur (Thermoregulation) zuständig ist – einer der Gründe, warum du so oft frierst.
Evidenzhinweis: Ein ehrlicher Blick auf die aktuelle Studienlage
Um es klar zu sagen: Direkte wissenschaftliche Studien, die ausschließlich die Wirkung von Sauna auf Hashimoto-Patienten untersucht haben, sind extrem selten. Der enorme Nutzen, den wir in diesem Artikel beschreiben, leitet sich aus drei soliden wissenschaftlichen Säulen ab:
Die Mechanismen: Wir wissen genau, wie Hitzetherapie auf Entzündungsmarker, Hitzeschockproteine und das Herz-Kreislauf-System wirkt.
Große Bevölkerungsstudien: Diese zeigen, dass regelmäßige Saunagänge das Risiko für Entzündungskrankheiten und kardiovaskuläre Probleme senken.
Studien zu Einzelsymptomen: Es gibt zahlreiche Belege für die positive Wirkung von Sauna bei chronischen Schmerzen, Fatigue und zur Verbesserung der Schlafqualität – alles Kernsymptome von Hashimoto.
Die übersehene Achse – Warum Leber und HPA-Achse entscheidend sind
Deine Schilddrüse arbeitet nicht allein. Stell sie dir wie die Managerin eines großen Unternehmens vor. Für ihren Erfolg ist sie auf zwei entscheidende Abteilungen angewiesen: die Leber und die Nebennieren (als Teil deiner Stressachse). Wenn diese beiden Bereiche überlastet sind, kann die Managerin noch so gute Anweisungen geben – sie werden einfach nicht richtig umgesetzt. Genau das passiert oft bei Hashimoto.
Die Leber: Der entscheidende Ort der Hormonumwandlung
Die Kernaussage, die du dir merken solltest, ist diese: Deine Leber ist der Hauptort, an dem das von deiner Schilddrüse (oder deinem Medikament) bereitgestellte, inaktive Hormon T4 in das aktive, an den Zellen wirksame Hormon T3 umgewandelt wird. Eine überlastete Leber kann diesen Umwandlungsprozess stören. Das Resultat: Du hast Symptome einer Unterfunktion, obwohl deine Blutwerte für TSH und fT4 vielleicht sogar unauffällig aussehen.
Dieser Umwandlungsprozess wird von speziellen Enzymen, den Dejodinasen, gesteuert. Etwa 60 % dieser wichtigen Arbeit finden in deiner Leber statt. Doch dieser Prozess ist anfällig für Störungen. Faktoren wie die chronische Entzündung bei Hashimoto, anhaltender Stress, Nährstoffmängel (besonders Selen und Zink) oder eine Belastung der Leber (z. B. durch eine Fettleber, Medikamente oder Umweltgifte) können die Enzymaktivität drosseln. Deine Leber ist zwar das Hauptentgiftungsorgan deines Körpers, aber wenn sie mit der Neutralisierung von Giftstoffen und Entzündungsbotenstoffen überlastet ist, leidet ihre Fähigkeit zur Hormonumwandlung.
Das erklärt, warum eine reine Hormonersatztherapie manchmal nicht alle Symptome lindern kann – das Problem liegt dann nicht an der Hormondosis, sondern an der Umwandlung.
Die Nebennieren/HPA-Achse: Die Stressregulation des Körpers
Dein Körper reagiert auf die ständige Entzündung bei Hashimoto wie auf jeden anderen chronischen Stress: Er aktiviert die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (kurz HPA-Achse). Diese Achse ist dein zentrales Stressmanagement-System. Sie steuert die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Eine Dysregulation dieser Achse ist der eigentliche Grund für das, was oft laienhaft als „Nebennierenschwäche“ bezeichnet wird.
Normalerweise folgt dein Cortisolspiegel einem klaren Rhythmus: morgens hoch, um dich wach und aktiv zu machen, und abends niedrig, damit du schlafen kannst. Chronischer Stress durch Hashimoto bringt dieses empfindliche System aus dem Takt. Das kann bedeuten, dass dein Cortisol dauerhaft zu hoch, zu niedrig oder rhythmisch komplett verschoben ist. Diese HPA-Dysregulation hat zwei fatale Folgen für deine Schilddrüsengesundheit: Erstens hemmt ein hoher Cortisolspiegel direkt die so wichtige Umwandlung von T4 in T3 in der Leber.
Zweitens kann er die Schilddrüsenzellen unempfindlicher für das Schilddrüsenhormon machen. Es entsteht ein Teufelskreis, bei dem die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion und die der HPA-Dysregulation sich gegenseitig verstärken und zu tiefgreifender Erschöpfung führen.
Wann ist eine ärztliche Abklärung der Nebennieren nötig?
Eine HPA-Achsen-Dysregulation ist ein funktionelles Ungleichgewicht. Davon abzugrenzen ist die echte Nebenniereninsuffizienz (z.B. Morbus Addison), eine ernste und behandlungsbedürftige Erkrankung. Die Selbstdiagnose ist hier gefährlich. Sprich unbedingt mit deinem Arzt, wenn du folgende Symptome bei dir beobachtest:
- Anhaltender Schwindel oder das Gefühl, ohnmächtig zu werden, besonders beim schnellen Aufstehen.
- Extreme, lähmende Erschöpfung, die sich auch durch viel Schlaf nicht im Geringsten bessert.
- Unerklärlicher Gewichtsverlust, ständige Übelkeit oder ein starkes Verlangen nach salzigen Speisen.
- Auffällig niedriger Blutdruck oder wiederkehrende Unterzuckerungen.
- Ein komplett umgekehrter Schlaf-Wach-Rhythmus (nachts hellwach, morgens wie gelähmt).
Sauna verstehen – Was im Körper passiert
Nachdem du nun weißt, wie entscheidend eine gesunde Leber- und Stressachse für dein Wohlbefinden bei Hashimoto ist, schauen wir uns an, wie die Sauna genau hier ansetzen kann. Hitzetherapie ist weit mehr als nur passives Schwitzen. Es ist ein aktives Training für deine Zellen, dein Nervensystem und deine Blutgefäße, das du gezielt für dich nutzen kannst.
Wie Hitzetherapie im Körper wirkt
Die Kernaussage ist simpel: Ein Saunagang ist eine Form von positivem, kontrolliertem Stress (Hormesis), der deinen Körper trainiert und langfristig widerstandsfähiger macht. Dein Körper reagiert auf die Hitze mit einer Kaskade von Anpassungen, die einem moderaten sportlichen Training ähneln – nur ohne die Belastung für deine Gelenke.
Was akut im Körper passiert:
- Gefäßerweiterung (Vasodilatation): Um die Hitze aus dem Körperkern an die Haut abzugeben, weiten sich deine Blutgefäße. Das verbessert die Durchblutung in der Peripherie und kann kurzfristig den Blutdruck senken.
- Anstieg der Herzfrequenz: Dein Herz muss nun mehr Blut durch die erweiterten Gefäße pumpen, um den Körper zu kühlen. Dieser Effekt wird oft als „passives Kardiotraining“ bezeichnet.
- Aktivierung von Hitzeschockproteinen (HSPs): Das ist einer der wichtigsten Effekte für dich! Hitze stresst deine Zellen leicht, woraufhin diese spezielle Schutzproteine produzieren. HSPs agieren wie eine zelluläre Reparatur-Kolonne: Sie helfen, beschädigte Proteine zu reparieren, wirken stark entzündungshemmend und unterstützen die Funktion deines Immunsystems.
- Balance im Nervensystem: Die Wärme signalisiert deinem vegetativen Nervensystem, vom Stressmodus (Sympathikus) in den Ruhe- und Erholungsmodus (Parasympathikus) umzuschalten.
Was sich mittelfristig bei regelmäßiger Nutzung verbessert:
- Geringere Entzündungsmarker: Studien zeigen, dass regelmäßige Saunanutzung die Konzentration von Entzündungsmarkern wie dem C-reaktiven Protein (CRP) im Blut senken kann.
- Bessere Gefäßfunktion: Deine Blutgefäße werden trainiert und bleiben elastischer.
- Verbesserter Schlaf und Stimmung: Durch die regelmäßige Aktivierung des Parasympathikus kannst du tiefer schlafen und fühlst dich ausgeglichener.
Welche Sauna-Art ist bei Hashimoto die beste? Ein Vergleich
Nicht jede Hitze ist gleich. Für Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Hashimoto, bei der die Energiereserven und die Stresstoleranz oft geringer sind, ist die Wahl der richtigen Sauna-Art entscheidend für den Erfolg.
Die klare Empfehlung für den Einstieg lautet: Die Infrarotsauna ist für die meisten Hashimoto-Betroffenen die überlegene Wahl. Hier ist aber ein direkter Vergleich, der dir die Entscheidung erleichtert:
Infrarotsauna (Die Sanfte und Tiefenwirksame)
- Wie sie wirkt: Die Infrarotstrahlung erzeugt die Wärme direkt in deinem Körpergewebe, ähnlich einer sanften, künstlich erzeugten Fieberreaktion. Dieser hocheffiziente Prozess führt zu einem intensiven Schwitzen bei deutlich niedrigeren und verträglicheren Lufttemperaturen, was dein Herz-Kreislauf-System im Vergleich zur finnischen Sauna deutlich weniger belastet.
- Temperatur: Angenehme 45–60 °C.
- Dein Vorteil bei Hashimoto: Diese Variante ist deutlich schonender für deinen Kreislauf und deine Stressachse. Die Tiefenwärme ist besonders wirksam bei Muskel- und Gelenkschmerzen. Da die Belastung geringer ist, ist sie die ideale und sicherste Option für Anfänger, bei starker Erschöpfung oder einer bekannten Kreislaufempfindlichkeit.
Finnische Trockensauna (Die Intensive und Klassische)
- Wie sie wirkt: Die Wärmeübertragung erfolgt hier von der heißen Luft auf deine Haut (Konvektion), was einen starken äußeren Hitzereiz erzeugt. Dein Herz-Kreislauf-System wird dadurch gefordert, stark zu arbeiten, um den Körper durch das Schwitzen von innen heraus zu kühlen.
- Temperatur: Hohe 70–90 °C.
- Dein Vorteil bei Hashimoto: Sie erzeugt einen stärkeren Hitzereiz und ein intensiveres Herz-Kreislauf-Training. Sie ist eine gute Option für dich, wenn du bereits gut an die Sauna gewöhnt, deine Erkrankung stabil eingestellt ist und du Hitze gut verträgst. Wichtig ist hier, die Aufenthaltsdauer zunächst kurz zu halten.
Dampfbad (Die Feuchte für die Atemwege)
- Wie sie wirkt: Der entscheidende Faktor ist hier die extrem hohe Luftfeuchtigkeit, die das primäre Kühlsystem deines Körpers – die Verdunstung von Schweiß auf der Haut – fast vollständig blockiert. Dadurch wird die Wärme als sehr intensiv empfunden, obwohl die Temperatur objektiv niedriger ist.
- Temperatur: Milde 40–50 °C.
- Dein Vorteil bei Hashimoto: Obwohl die Temperatur niedrig ist, wird die Hitze durch die hohe Feuchtigkeit oft als sehr intensiv und belastend für den Kreislauf empfunden. Während es wohltuend für die Atemwege sein kann, ist das Dampfbad für Menschen mit Kreislaufempfindlichkeit oder niedrigem Blutdruck oft nicht die erste Wahl.
Die spezifischen Vorteile der Sauna bei Hashimoto
Du weißt jetzt, wie die Sauna auf deinen Körper wirkt. Nun schauen wir uns an, was diese Effekte ganz konkret für deine Hashimoto-Symptome bedeuten. Es geht darum, die Hitze als strategisches Werkzeug zu nutzen, um die Entzündung zu dämpfen, deine überlasteten Organe zu entlasten und dein allgemeines Wohlbefinden spürbar zu steigern.
Entzündungshemmung und Immunmodulation
Der größte Nutzen der Sauna für dich liegt in ihrer Fähigkeit, die chronische Entzündung zu beruhigen, die deine Erkrankung antreibt. Durch die Aktivierung der Hitzeschockproteine (HSPs) gibst du deinem Körper ein starkes Signal zur zellulären Reparatur und zur Dämpfung von Entzündungsprozessen (z.B. über den NF-κB-Signalweg). Das ist wie das Herbeirufen einer spezialisierten Einsatztruppe, die das „Feuer“ in deinem Körper eindämmt.
Langfristig kann dies helfen, dein Immunsystem auszubalancieren (zu modulieren), sodass es weniger aggressiv gegen deine Schilddrüse vorgeht. Weniger Entzündung bedeutet eine direkte Entlastung für deine Leber und deine Stressachse und ist die Grundlage für weniger Schmerzen und mehr Energie.
Einfluss auf die Schilddrüsenhormon-Achse
Ein wichtiger, oft übersehener Aspekt ist, dass die Sauna deine hormonelle Steuerung kurzfristig beeinflussen kann. So zeigte eine bereits ältere, aber aufschlussreiche Studie an gesunden Männern, dass ein intensiver Saunabesuch zu einem vorübergehenden, deutlichen Anstieg des TSH-Wertes führte – jenes Hormons, das von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet wird, um deine Schilddrüse zur Produktion anzuregen. Für dich als Hashimoto-Betroffene ist das eine relevante Information: Dein Körper reagiert auf den Hitzereiz mit einer erhöhten Stoffwechselanforderung und signalisiert einen potenziell höheren Hormonbedarf.
Auch wenn diese Veränderung nur von kurzer Dauer ist, unterstreicht sie, wie wichtig eine stabile Einstellung ist. Wenn du die Sauna als festen Bestandteil in deinen Alltag integrierst, ist es daher ratsam, nach einigen Wochen in Absprache mit deinem Arzt deine Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4) überprüfen zu lassen, um sicherzustellen, dass deine Medikation weiterhin perfekt passt.
Leberentlastung realistisch einordnen
Die Sauna unterstützt deine Leber nicht primär durch das Ausschwitzen von Giftstoffen, sondern viel wirkungsvoller auf indirektem Weg. Die Vorstellung, man könne die Leber durch Schwitzen nennenswert „entgiften“, ist ein Mythos – diese Hauptarbeit leisten deine Leber und Nieren. Der wahre Vorteil für deine Leber liegt woanders: Indem die Sauna die chronische Entzündung im Körper senkt und dein Stresslevel reduziert, nimmst du ihr eine enorme Arbeitslast ab. Eine verbesserte Durchblutung und eine gesteigerte Insulinsensitivität sind weitere positive Effekte, die die Lebergesundheit fördern und so die entscheidende Umwandlung von T4 in T3 optimieren.
Stressreduktion und Regeneration der HPA-Achse
Ein Saunagang ist eine der effektivsten Methoden, um dein überreiztes Nervensystem herunterzufahren und deine Stressachse (HPA-Achse) zu regenerieren. Die tiefe, durchdringende Wärme zwingt deinen Körper förmlich dazu, vom angespannten „Kampf-oder-Flucht“-Modus in den heilsamen „Ruhe-und-Verdauungs“-Modus (Parasympathikus) zu wechseln.
Dies hilft, einen erhöhten Cortisolspiegel zu senken und verbessert langfristig deine Schlafqualität – ein absolut entscheidender Faktor für die Regeneration der Nebennieren. Für viele Betroffene ist auch die Linderung der Kälteintoleranz ein Segen: Die externe Wärme gibt deinem Körper eine Pause von der ständigen Anstrengung, die Körpertemperatur selbst regulieren zu müssen.
Linderung von Schmerzen und Muskelverspannungen
Die für Hashimoto typischen Muskel- und Gelenkschmerzen können durch die Wärme der Sauna signifikant gelindert werden. Die Hitze steigert die Durchblutung im Gewebe, was dabei hilft, schmerzauslösende Stoffwechselprodukte schneller abzutransportieren und die Muskeln mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Gleichzeitig erhöht die Wärme deine natürliche Schmerzschwelle. Insbesondere Studien zur Infrarotsauna haben gezeigt, dass sie sehr wirksam bei der Reduzierung chronischer Schmerzen sein kann, da die Wärme tiefer in die Muskeln und Gelenke eindringt.
Unterstützung für Stoffwechsel und Herz-Kreislauf
Regelmäßige Saunagänge sind ein sanftes, aber effektives Training für dein Herz und deine Blutgefäße. Indem dein Herz schneller schlägt und sich deine Gefäße weiten, verbesserst du langfristig deren Elastizität und Funktion. Studien belegen, dass dies zu einem stabileren Blutdruck und einer verbesserten Insulinsensitivität führen kann – ein wichtiger Faktor, da viele Hashimoto-Patienten auch zu Insulinresistenz neigen. Der dabei stattfindende moderate Kalorienverbrauch ist ein willkommener Nebeneffekt, der deinen Stoffwechsel unterstützt, aber natürlich kein Ersatz für regelmäßige Bewegung ist.
Sicherheit und Risiken – Wann Vorsicht geboten ist
Die Sauna ist ein machtvolles Werkzeug, aber wie bei jedem Werkzeug kommt es auf die richtige Handhabung an. Dein Körper sendet dir klare Signale, und diese zu verstehen, ist der Schlüssel zu einer nachhaltig positiven Erfahrung. Dieses Kapitel ist dein Sicherheitsleitfaden. Es soll dir nicht Angst machen, sondern dich befähigen, die Sauna souverän und achtsam für dich zu nutzen.
Grundsatz: Sauna als Unterstützung, nicht als Ersatztherapie
Die wichtigste Regel lautet: Die Sauna ist ein unterstützender Baustein deiner Gesundheitsstrategie, aber sie ersetzt niemals deine medizinische Grundbehandlung. Deine von einem Arzt verordnete Medikation (z. B. L-Thyroxin) ist die Basis. Sauna kann dir helfen, Symptome zu lindern und deine Lebensqualität zu verbessern, aber sie heilt die Erkrankung nicht. Sprich deshalb unbedingt mit deinem behandelnden Arzt, bevor du mit dem Saunieren beginnst, besonders wenn deine Schilddrüsenwerte noch nicht stabil eingestellt sind oder du weitere gesundheitliche Vorerkrankungen hast.
Kontraindikationen und wann du besonders vorsichtig sein solltest
Es gibt Situationen, in denen du auf die Sauna verzichten oder nur mit extremer Vorsicht und nach ärztlicher Freigabe saunieren solltest.
Absolute Kontraindikationen (Hier solltest du auf die Sauna verzichten):
- Bei Fieber oder einem akuten Infekt.
- Bei unbehandelter oder instabiler Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion.
- Bei instabilen Herzerkrankungen (z. B. Herzrhythmusstörungen, schwere Aortenstenose, kürzlicher Herzinfarkt).
- Bei unkontrolliert hohem Blutdruck.
- Während der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Trimester, um eine Überhitzung (Hyperthermie) zu vermeiden.
- Wenn du in letzter Zeit Ohnmachtsanfälle (Synkopen) hattest.
Besondere Vorsicht ist geboten (Nur sehr sanft und nach ärztlicher Rücksprache):
- Bei bekanntem POTS (Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom) oder anderen Formen der Dysautonomie.
- Bei sehr niedrigem Blutdruck.
- Bei starker Erschöpfung im Rahmen einer HPA-Achsen-Dysregulation (hier kann die Hitze ein zusätzlicher Stressor sein).
- Bei schwerer Anämie (Blutarmut).
- Während eines akuten Hashimoto-Schubs.
Aus eigener Erfahrung: Meine Nebennieren als Sauna-Barometer
An dieser Stelle möchte ich eine persönliche Erfahrung mit dir teilen, die diesen Punkt perfekt illustriert. Ich habe über die Jahre gelernt, meine Reaktion auf die Sauna als einen direkten Indikator für den Zustand meiner Stressachse (Nebennieren) zu nutzen.
In Phasen, in denen ich gut aufgestellt und meine Energie stabil ist, sind zwei Saunagänge à 15 Minuten pro Woche eine absolute Wohltat. Ich fühle mich danach erholt, meine Muskelschmerzen sind weg und ich schlafe tiefer.
Es gibt aber auch Phasen, in denen ich merke, dass meine Nebennieren „schwach“ sind. Wenn ich dann den Fehler mache und in die Sauna gehe, ist die Reaktion katastrophal. Anstatt mich zu erholen, fühle ich mich danach für zwei bis drei Tage völlig erschöpft, zittrig und wie „verkatert“. Mein Körper signalisiert mir unmissverständlich: „Das war zu viel Stress!“
Diese Erfahrung hat mich gelehrt, radikal ehrlich mit mir zu sein und die Sauna nicht als Allheilmittel zu sehen, sondern als ein Werkzeug, das man nur dann einsetzen sollte, wenn die eigenen Energiereserven es zulassen. Sie ist das perfekte Beispiel für den Grundsatz: Höre auf die Sprache deines Körpers!
Das richtige Timing von Medikamenten (L-Thyroxin)
Nimm deine Schilddrüsenhormone niemals direkt vor einem Saunagang ein. Die Aufnahme von L-Thyroxin im Darm ist ein empfindlicher Prozess. Die starke Hitze, das Schwitzen und die veränderte Durchblutung des Verdauungstrakts während des Saunierens könnten die Aufnahme deines Medikaments potenziell beeinträchtigen.
Als sichere Faustregel gilt:
- Warte nach der Einnahme von L-Thyroxin mindestens 2 bis 4 Stunden, bevor du in die Sauna gehst.
- Noch einfacher: Entkoppele beides komplett. Nimm dein Medikament wie gewohnt morgens auf nüchternen Magen und plane deinen Saunabesuch für den späten Nachmittag oder Abend.
Stoppsignale: Wann du die Sauna sofort verlassen musst
Dein Körper ist dein bester Ratgeber. Höre auf ihn! Verlasse die Sauna sofort, wenn du eines der folgenden Symptome bei dir bemerkst:
- Schwindel oder das Gefühl von Benommenheit.
- Herzrasen, Herzstolpern oder ein unangenehm starker Herzschlag (Palpitationen).
- Sehstörungen (z. B. „Sternchen sehen“).
- Plötzliche oder pochende Kopfschmerzen.
- Anhaltende Übelkeit.
Ein wichtiges Signal nach der Sauna ist ein sogenannter „Crash“. Fühlst du dich am Tag danach nicht erholt, sondern extrem erschöpft und wie „zerschlagen“, war die Belastung zu hoch. Das ist ein klares Zeichen, die Dauer und/oder Temperatur beim nächsten Mal deutlich zu reduzieren.
Praxisleitfaden – Dein sicherer Sauna-Fahrplan
Die Theorie ist klar, die Sicherheitsregeln sind verinnerlicht. Jetzt geht es an die praktische Umsetzung. Dieser Leitfaden ist dein persönlicher Fahrplan, der dich Schritt für Schritt begleitet – von der Vorbereitung bis zur Regeneration danach. Betrachte ihn als dein Kochrezept für einen gelungenen und wirksamen Saunagang.
Der Einstieg: Das „Low and Slow“-Prinzip
Der häufigste Fehler ist, zu viel auf einmal zu wollen. Dein Körper, insbesondere deine Stressachse, muss sich erst an den Hitzereiz gewöhnen. Das Motto lautet daher immer: Starte niedrig und steigere dich langsam.
Dein Startprotokoll für die Infrarotsauna (empfohlen):
- Temperatur: Beginne bei milden 45–50 °C.
- Dauer: Starte mit nur 5–10 Minuten in der Kabine.
- Häufigkeit: Beginne mit 2-mal pro Woche.
- Steigerung: Wenn du dich am Tag danach gut und erholt fühlst, erhöhe die Dauer beim nächsten Mal um 2 Minuten. Arbeite dich langsam auf 15–20 Minuten hoch.
Dein Startprotokoll für die Finnische Sauna (für Fortgeschrittene):
- Temperatur: Wähle eine Bank auf der unteren oder mittleren Ebene bei maximal 70–80 °C.
- Dauer: Beginne mit einem einzigen, kurzen Durchgang von maximal 5–8 Minuten.
- Häufigkeit: Starte mit 1-mal pro Woche.
- Steigerung: Nur wenn du dies mühelos verträgst, kannst du die Dauer langsam auf 10 Minuten erhöhen, bevor du über einen zweiten, kurzen Durchgang nachdenkst.
Dein Startprotokoll für das Dampfbad (mit besonderer Vorsicht):
- Temperatur: Die Temperatur ist meist vorgegeben (ca. 40–45 °C).
- Dauer: Beginne mit extrem kurzen 5–7 Minuten. Die gefühlte Belastung ist hier der entscheidende Faktor, nicht die Uhr.
- Häufigkeit: Starte mit maximal 1-mal pro Woche, um die Reaktion deines Körpers genau zu beobachten.
- Steigerung: Nur wenn du dies ohne jeglichen Schwindel oder Unwohlsein verträgst, kannst du dich langsam in 1- bis 2-Minuten-Schritten auf 10–12 Minuten steigern.
- Wichtiger Hinweis: Beobachte hier noch genauer als sonst deine Kreislaufreaktion. Das Gefühl von „schwerer Luft“ kann trügerisch sein. Verlasse die Kabine beim geringsten Anzeichen von Benommenheit oder Herzklopfen sofort und setze dich an die frische Luft.
Hydrierung & Elektrolyte: Was dein Körper wirklich braucht
Durch das Schwitzen verlierst du nicht nur Wasser, sondern auch wertvolle Mineralien (Elektrolyte), die für dein Nervensystem und deine Nebennieren essenziell sind. Reines Wasser reicht oft nicht aus.
- Vor der Sauna: Trinke ca. 30–60 Minuten vorher ein großes Glas (ca. 300–500 ml) stilles Wasser.
- Während der Sauna: In der Regel musst du bei den kurzen Start-Sitzungen nicht trinken. Bei längeren Saunagängen sind kleine Schlucke Wasser in Ordnung.
- Nach der Sauna (entscheidend): Fülle deine Speicher wieder auf. Trinke langsam über die nächsten 1–2 Stunden verteilt 500–700 ml Wasser oder Kräutertee.
Gut zu wissen:
- Mische dir einen einfachen Elektrolyt-Drink selbst: Gib auf dein Glas Wasser eine gute Prise unraffiniertes Meersalz oder Steinsalz und einen Spritzer frischen Zitronensaft.
- Wenn du zu Kreislaufproblemen neigst, kann ein fertiges Elektrolytpulver (ohne Zucker) sinnvoll sein, das Natrium und Kalium enthält.
- Ein Magnesiumpräparat am Abend kann die Entspannung zusätzlich fördern und den Mineralienhaushalt ausgleichen.
Timing, Kühlung und Regeneration für maximalen Erfolg
Der Saunabesuch ist ein Ritual, das nicht mit dem Verlassen der Kabine endet. Die Phase danach ist genauso wichtig wie die Hitze selbst.
- Das richtige Timing: Der ideale Zeitpunkt für die Sauna ist der späte Nachmittag oder frühe Abend. Das hilft deinem Körper, das Stresshormon Cortisol zu senken und bereitet dich auf einen erholsamen Schlaf vor. Gehe nicht mit vollem Magen in die Sauna.
- Sanftes Abkühlen: Vermeide extreme Kältereize wie ein Eisbad oder eine eiskalte Dusche. Das wäre ein zu großer Schock für dein Nervensystem. Eine lauwarme bis kühle Dusche ist perfekt, um den Schweiß abzuspülen und den Kreislauf sanft zu stabilisieren.
- Bewusste Regeneration: Plane nach der Sauna eine Ruhephase von mindestens 15–20 Minuten ein. Lege dich hin, schließe die Augen und konzentriere dich auf eine langsame, tiefe Bauchatmung. Atme länger aus als ein – das aktiviert deinen Parasympathikus und vertieft die Entspannung.
Leberfreundliche Begleitmaßnahmen
Du kannst die positive Wirkung auf deine Leber mit einfachen Maßnahmen gezielt unterstützen.
- Ernährung: Achte auf eine ausreichende Proteinzufuhr, da die Leber Aminosäuren für ihre Entgiftungsphasen benötigt. Selen- und zinkreiche Lebensmittel (z. B. Nüsse, Fisch, Fleisch) sind ebenfalls wichtig.
- Pflanzliche Unterstützung: Bitterstoffe aus Kräutern wie Löwenzahn, Artischocke oder Mariendistel können die Leber- und Gallenfunktion anregen. Ein Lebertee nach der Sauna kann wohltuend sein (achte auf Verträglichkeit und mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten).
- Sanfte Bewegung: Ein 10–15-minütiger, entspannter Spaziergang nach der Ruhephase kann den Kreislauf anregen und die Blutzuckerkontrolle verbessern.
Beobachtung & Anpassung: Lerne die Signale deines Körpers
Werde zum Experten für deinen eigenen Körper. Indem du die Reaktionen deines Körpers beobachtest, findest du deine individuelle, perfekte Saunadosis.
- Führe ein einfaches Tagebuch: Notiere vor und nach der Sauna auf einer Skala von 0–10, wie du dich fühlst (z. B. Energielevel, Schmerzen, Gehirnnebel).
- Die goldene Regel: Fühlst du dich am Tag danach erfrischt und gut, war die Dosis richtig. Fühlst du dich „verkatert“ oder erschöpft, war es zu viel. Reduziere beim nächsten Mal die Dauer um die Hälfte und taste dich erneut langsam heran.
- Puls-Check: Wenn du eine Pulsuhr hast, behalte deinen Puls im Auge. Er sollte während der Sauna ansteigen, aber nicht unangenehm rasen.
Spezialfälle: So passt du das Protokoll an
- Bei POTS/Dysautonomie: Hier ist extreme Vorsicht geboten. Nutze ausschließlich die Infrarotsauna bei maximal 45 °C für nur 5 Minuten. Kühle dich sehr langsam im Sitzen ab. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen nach der Sauna kann helfen, den Kreislauf zu stabilisieren.
- Bei starker Kälteintoleranz/Muskelschmerz: Du profitierst besonders von der Wärme. Du kannst versuchen, die Verweildauer in der Infrarotsauna langsam auf bis zu 25–30 Minuten zu steigern, solange dein Puls und dein Allgemeinbefinden stabil bleiben.
- Bei Insulinresistenz/Metabolischem Syndrom: Hier ist Regelmäßigkeit der Schlüssel. Versuche, 3–5 kürzere Saunagänge pro Woche zu integrieren, um die metabolischen Vorteile optimal zu nutzen. Der Spaziergang danach ist hier besonders wertvoll.
- Während deines Zyklus: Viele Frauen haben in der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) eine geringere Hitzetoleranz. Sei in dieser Zeit besonders achtsam und reduziere bei Bedarf die Dauer oder Temperatur deines Saunagangs.
Mythencheck – Klartext zu Sauna und Hashimoto
Im Internet und in Wellness-Broschüren kursieren viele Halbwahrheiten über die Wirkung der Sauna. Es ist an der Zeit, mit den wichtigsten Mythen aufzuräumen, damit du genau weißt, was du von der Hitzetherapie erwarten kannst – und was nicht.
Mythos 1: „Durch starkes Schwitzen kann ich meinen Körper entgiften und die Leber ersetzen.“
Fakt: Das ist eine der hartnäckigsten Unwahrheiten. Deine Haut ist zwar dein größtes Organ, aber sie ist kein primäres Entgiftungsorgan. Die Hauptlast der Entgiftungsarbeit leisten zu über 95 % deine Leber (Biotransformation) und deine Nieren (Ausscheidung). Über den Schweiß wird nur ein verschwindend geringer Anteil an Stoffwechselendprodukten oder Umweltgiften ausgeschieden. Der wahre Vorteil der Sauna für deine Leber ist die indirekte Entlastung durch weniger Entzündung und Stress.
Mythos 2: „Die Infrarotsauna heilt meine Leber direkt.“
Fakt: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Infrarotstrahlen eine Lebererkrankung direkt heilen können. Die positiven Effekte auf die Lebergesundheit sind, wie oben beschrieben, indirekter Natur: Sie entstehen durch eine verbesserte Insulinsensitivität, eine bessere Durchblutung und vor allem durch die Reduktion von chronischem Stress, der die Leber enorm belastet. Die Sauna schafft also ein leberfreundlicheres Umfeld im Körper, repariert aber keine Leberschäden.
Mythos 3: „Die Sauna heilt meine Nebennierenschwäche.“
Fakt: Zunächst ist der Begriff „Nebennierenschwäche“ medizinisch nicht anerkannt und irreführend. Treffender ist die Beschreibung einer Dysregulation der HPA-Achse. Die Sauna kann diese Achse nicht im Alleingang „heilen“, aber sie ist ein exzellentes Werkzeug, um sie zu regulieren. Indem sie dir hilft, vom Stressmodus in den Erholungsmodus zu schalten und den Cortisolspiegel zu senken, unterstützt sie die Regeneration deiner Stressachse maßgeblich. Sie ist also Hilfe zur Selbsthilfe für deinen Körper.
Mythos 4: „Ein Saunagang ersetzt eine Sporteinheit.“
Fakt: Auch wenn die Sauna dein Herz-Kreislauf-System trainiert und du dabei Kalorien verbrennst, ersetzt sie kein aktives körperliches Training. Bewegung hat unzählige Vorteile, die eine Sauna nicht bieten kann, wie den Aufbau von Muskelmasse (wichtig für den Stoffwechsel), die Verbesserung der Koordination und die Ausschüttung anderer Botenstoffe. Betrachte die Sauna als eine perfekte Ergänzung zu einem aktiven Lebensstil, nicht als Ersatz.
Mythos 5: „Durch das Schwitzen verliere ich gefährlich viel Jod.“
Fakt: Jod ist für die Schilddrüsenfunktion lebenswichtig, aber die Menge, die du über den Schweiß verlierst, ist im Rahmen einer normalen Ernährung absolut vernachlässigbar. Der Verlust von Elektrolyten wie Natrium und Kalium ist weitaus relevanter und sollte, wie in Kapitel 6 beschrieben, gezielt ausgeglichen werden. Ein Jodmangel entsteht nicht durch Saunieren.
Fazit
Du hast nun einen umfassenden Einblick in die faszinierende Welt der Sauna als therapeutisches Werkzeug bei Hashimoto-Thyreoiditis erhalten. Es ist an der Zeit, die wichtigsten Erkenntnisse zusammenzufassen und den Blick nach vorne zu richten.
Die Sauna ist weit mehr als nur eine Methode zur Entspannung. Richtig und achtsam angewendet, wird sie zu einem kraftvollen Baustein in deinem ganzheitlichen Gesundheitskonzept. Sie ist deine persönliche Verbündete im Kampf gegen chronische Entzündungen, ein wirksames Mittel zur Regulation deiner überlasteten Stressachse und eine wohltuende Linderung für schmerzende Muskeln und Gelenke. Indem du die Sauna nutzt, unterstützt du indirekt, aber wirkungsvoll die Arbeit deiner Leber und schaffst so bessere Voraussetzungen für eine optimale Hormonbalance.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt jedoch nicht in Extremen, sondern in der achtsamen und geduldigen Anwendung. Erinnere dich immer an das „Low and Slow“-Prinzip. Beginne sanft, höre auf die feinen Signale deines Körpers und werde zum neugierigen Forscher deiner eigenen Gesundheit.
Integriere dieses Ritual in deinen Alltag – nicht als weitere Pflicht, sondern als einen bewussten Akt der Selbstfürsorge. Betrachte jede Saunasitzung als eine wertvolle Investition in dein Wohlbefinden. In Kombination mit der richtigen medizinischen Betreuung, einer ausgewogenen Ernährung und einem guten Stressmanagement hast du mit der Sauna ein machtvolles Instrument an der Hand, um deine Lebensqualität aktiv zu gestalten und einen entscheidenden Schritt in Richtung mehr Energie und Vitalität zu gehen.
Häufig gestellte Fragen
Wie schnell werde ich die positiven Effekte der Sauna spüren?
Die entspannende Wirkung auf dein Nervensystem und eine Linderung von Muskelschmerzen spürst du oft schon nach der ersten Anwendung. Systemische Effekte wie die Senkung von Entzündungsmarkern oder die Regeneration deiner Stressachse sind jedoch ein Marathon, kein Sprint. Gib deinem Körper mehrere Wochen mit regelmäßigen, sanften Anwendungen (2-3 Mal pro Woche), um nachhaltige Veränderungen zu bemerken.
Was kann ich tun, wenn ich mich nach der Sauna erschöpft oder „verkatert“ fühle?
Das ist das wichtigste Signal deines Körpers, dass die Belastung zu hoch war. Deine HPA-Achse war mit dem Hitzestress überfordert. Die Lösung ist einfach: Reduziere beim nächsten Mal die Dauer drastisch (z.B. von 15 auf 7 Minuten) und/oder senke die Temperatur. Achte zudem penibel auf deine Hydrierung und den Elektrolytausgleich danach.
Kann ich während eines akuten Hashimoto-Schubs in die Sauna gehen?
Nein, das ist nicht empfehlenswert. Während eines akuten Schubs arbeitet dein Immunsystem auf Hochtouren und dein Körper ist bereits in einem massiven Stresszustand. Ein Saunagang würde hier nur zusätzlichen Stress bedeuten und könnte die Symptome verschlimmern. Warte, bis sich der Schub beruhigt hat, bevor du wieder mit sehr sanften Einheiten beginnst.
Hilft die Sauna mir dabei, mit Hashimoto Gewicht zu verlieren?
Die Sauna kann dich auf diesem Weg unterstützen, ist aber kein Wundermittel zum Abnehmen. Sie kurbelt deinen Stoffwechsel temporär an und kann durch die Verbesserung der Insulinsensitivität helfen. Der Haupteffekt liegt aber in der Stressreduktion, die oft eine Voraussetzung dafür ist, dass der Körper überhaupt Gewicht loslassen kann. Betrachte sie als wertvollen Helfer im Rahmen einer gesunden Ernährung und regelmäßiger Bewegung.
Sollte ich die Sauna mit einem Eisbad oder einer kalten Dusche kombinieren?
Für Menschen mit einer stabilen und robusten Stressachse kann dieser starke Reiz vorteilhaft sein. Für die meisten Hashimoto-Betroffenen, insbesondere bei Erschöpfung oder HPA-Dysregulation, ist der extreme Wechsel von Heiß zu Eiskalt jedoch eine zu hohe Belastung und ein Schock für das Nervensystem. Bleibe bei einer sanften, lauwarmen Abkühlung.
Gibt es einen Unterschied zwischen Nah-, Mittel- und Ferninfrarotsaunen?
Ja, kurz gesagt dringen die verschiedenen Wellenlängen unterschiedlich tief in den Körper ein. Ferninfrarot (Far Infrared) ist die gängigste und am besten untersuchte Form, die für die Tiefenwärme und das starke Schwitzen verantwortlich ist. Modelle, die alle drei Bereiche abdecken („Vollspektrum“), sind oft teurer, aber für den Einstieg ist eine gute Ferninfrarotsauna absolut ausreichend und wirksam.
Ich habe keinen Zugang zu einer Sauna. Gibt es Alternativen?
Ja! Ein heißes Bad kann einige der Effekte nachahmen. Es fördert die Muskelentspannung und aktiviert ebenfalls den Parasympathikus. Ein toller Tipp: Gib 1-2 Tassen Bittersalz (Magnesiumsulfat) ins Badewasser. Das Magnesium wird über die Haut aufgenommen und wirkt zusätzlich entspannend auf dein Nervensystem und deine Muskeln.
Wie oft sollte ich in die Sauna gehen, um die besten Ergebnisse zu erzielen?
Regelmäßigkeit schlägt Intensität. Für spürbare, langfristige Vorteile sind 2 bis 4 sanfte Saunagänge pro Woche ideal. Es ist weitaus wirksamer, dreimal pro Woche für 15 Minuten zu saunieren, als einmal pro Woche eine Stunde lang bis zur kompletten Erschöpfung.
Darf ich direkt vor der Sauna etwas essen?
Eine große, schwere Mahlzeit ist keine gute Idee, da dein Körper dann mit der Verdauung beschäftigt ist und der Kreislauf zusätzlich belastet wird. Ein kleiner, leichter Snack wie eine Handvoll Nüsse oder eine Banane ist etwa 1-2 Stunden vorher in Ordnung. Am besten ist es aber, mit relativ leerem Magen in die Sauna zu gehen.
Quellenangaben
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